Steher kämpfen um EM-Tickets
Geschrieben am 31.05.13 | Bahnradsport, Eliteteam |
Deutsche Spitze fährt beim Preis der Stadt Leipzig – mit am Start auch Ronny Freiesleben
(LVZ vom 31.5.) Vom Sterben des Steher-Sports will Wolfgang Schoppe nichts wissen. Vor der morgigen 83. Auflage des „Preises der Stadt Leipzig“ (Veranstaltungsbeginn mit Nachwuchsrennen: 11 Uhr) redet der 71-jährige Förderer dieser Sportart eher von einer kleinen Gemeinschaft. „Leider ist sich diese Familie nicht immer einig, was dem traditionsreichen Sport häufig schadet. Noch vor 15 Jahren gab es in Deutschland 50 Rennen im Jahr, heute sind es ganze sieben“, weiß Schoppe, der nach seiner Verabschiedung als Vizepräsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) zum Ehrenmitglied des nationalen Verbandes ernannt wurde.
Das bedeutet aber für Schoppe nicht Radsport-Ruhestand. Er düst auch im „hohen Alter“ 10000 Kilometer im Jahr über die Straßen der Region und ist gemeinsam mit Manuela Götze, Geschäftsführerin der Sächsischen Radfahrer-Bundes, Veranstaltungschef des morgigen Renntages.
Das Duo ist wenig erfreut über die schlechte sonnabendliche Wetterprognose. „Es wäre schön, wenn 1500 Zuschauer kommen. Das ist seit Jahren unser Stammpublikum“, meint Manuela Götze. Die Fans werden indes den langjährigen Lokalmatador und Europameister von 2008, Timo Scholz (40), vermissen. „Unser Kontakt ist abgerissen. Er ist wie verschollen“, berichtet die 47-Jährige.
Der Hauptwettbewerb über die 50-km-Distanz (Start: 15 Uhr) ist Bestandteil einer Wettbewerbsserie, in der die drei deutschen Starter für die Europameisterschaft in Nürnberg (23./24. August) ermittelt werden. Klar, dass alle Spitzenfahrer den deutschen Meister Florian Fernow (Berlin) fordern wollen. Dazu zählen neben Routiniers wie Jan-Eric Schwarzer (Bielefeld) und Christoph Breuer (Köln-Hürth) auch jüngere Hoffnungsträger wie Marcel Barth (Erfurt) und Robert Retschke (Aachen).
Den Favoriten will auch Lokalmatador Ronny Freiesleben, der fürs Torgauer Team Isaac fährt, Paroli bieten. „Ich bin in den vergangenen Jahren so oft Vierter oder Fünfter in EM-Qualirennen geworden. 2013 will ich Podestplätze erreichen und in Nürnberg starten“, sagt der 26-Jährige, der als Fahrradfachverkäufer im Zweirad-Center Stadler (Günthersdorf) arbeitet.
Der materielle Anreiz für die Steher ist bescheiden. 360 Euro bekommt der Sieger des Hauptrennens, der von diesem Betrag seinem Schrittmacher etwas abgibt. Das Geld ist in dieser Randsparte des Radsports besonders knapp. Leben kann keiner mehr von Steherrennen. „Ohne die Hilfe der Partner Ur-Krostitzer und Wachschutz Arlt können wir unseren Renntag nicht mehr austragen“, erklärt Wolfgang Schoppe.
Norbert Töpfer/LVZ