Am letzten Anstieg durchgereicht

Geschrieben am 12.09.13 | Allgemein, Ergebnisse, Freizeitteam |

So habe ich, Thomas, den diesjährigen Sparkassen-Heideradcup erlebt. Der Beitrag ist als Artikel am 12.9. in der Torgauer Zeitung erschienen:

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Auswertung nach dem Rennen – von links: Janick und Thomas Wejda vom SV 1900 Audenhain, Thomas Manthey, Holger Bock und Motocrosser Matthias Hartkopf. Foto: Torgauer Zeitung

Meine Frau war von meiner Fleißigkeit in punkto Vorbereitung auf den 3. Sparkassen-Heideradcup schon ein wenig genervt. Ja, es stimmt, in den zurückliegenden Wochen habe ich mich intensiv auf meinen persönlichen Saisonhöhepunkt vorbereitet. Habe mir ein neues Rennrad, oder besser gesagt, einen Boliden zugelegt. Bin immer und immer wieder die Strecke abgefahren. Habe im Schlussanstieg nach Dahlenberg schon alsbald meinen persönlichen Scharfrichter erkannt. Habe die Ernährung umgestellt. Na ja, besser formuliert, habe es versucht. Was mir nur dahingehend gelang, das ich täglich zwei Liter mehr Flüssigkeit in mich reingepumpt habe. Habe eineinhalb Kilo Gewicht reduzieren können. Meine Waden – so in der Radsportszene üblich – waren und sind rasiert, denn ich wollte in Trossin auf keinem Fall mit Wildschweinleggings an den Start gehen. Wollte so gut wie möglich sauschnell aussehen. Ach so, und dann gab ich bei meiner Anmeldung vor, dass ich die 68 Kilometer und Äppelstückchen mit einem satten Stundenmittel von mindestens 40 km/h blocken werde und wurde somit in Startblock 1 einsortiert.
Am Tag der Wahrheit: Die Konkurrenz im Block Poleposition war zumeist einen Kopf kleiner als ich und hatte bis zu 30 Kilogramm weniger an Gewicht im Lycratrikot. Ich scannte meine Mitstreiter ab und entdeckte Vorjahressieger Thomas Hauff. Meine größte Herausforderung. Der Rennfuchs aus Altlandsberg hatte vergangenes Jahr beim rund um Löbnitz ausgetragenen Heideradcup meinen Freund Matthias Hartkopf (dieses Jahr 25.) und mich prima in den Wind gestellt, hatte uns beide an der Tete fahrend, den Saft aus den Socken kurbeln lassen. Und am Ende hatten wir keine Körner mehr. Sportfreund Hauff, das passiert uns dieses Jahr nicht nochmal!
Nachdem dann pünktlich die knapp 280 Starter auf die Reise in Richtung Roitzsch geschickt wurden, ging es vorn sofort flott zur Sache. Die ersten 30 Minuten wurden mit einem knappen 45er-Schnitt gefahren. Nach dem Überqueren der B 183 ging es mit einem Stundenmittel von straffen 54 km/h auf Wildenhain zu. Das Hauptfeld sollte gesprengt werden. Und so kam es auch, dass sich eine rund 50 Fahrer starke Spitzengruppe gebildet hatte, die nun ordentlich Fahrt aufnahm. Und wir dabei – Holger Bock (Team Isaac Torgau), Matthias Harty Hartkopf, aktiver Motocrosser des MSC Pflückuff, und meine Wenigkeit. Als das Feld zu Trödeln begann, ging ich in die Führung, wurde aber alsbald von Teamchef Bock zur Räson gebracht – „Denk daran, was vergangenes Jahr passiert ist!“. Okay, ich fuhr fortan im Feld, um so jede Attacke und Tempoverschärfung ohne Probleme mitgehen zu können. Wir näherten uns dem ersten neuralgischen Punkt – Betonplattenstraße mit anschließender Kopfsteinpflasterpassage bergauf von Kossa nach Söllichau –, die Bergziegen im Feld werden wohl einen Ausreißversuch starten. Denkste! Denn die Spitzengruppe blieb sonderbarerweise zusammen, so auch wenige Minuten später an der Rampe in der Ortslage Söllichau. Nur zwei Todesmutige starteten einen Fluchtversuch, der aber schon nach 500 Metern endete. Im Bummeltempo ging es über die Schöne Aussicht. Auffällig: Innerhalb der Teams wurde die Taktik für die Endkampfgestaltung abgestimmt, besprochen. Unsere hatten wir schon vor dem Rennen festgelegt und sie sollte auch weitestgehend aufgehen: Kontrolliert fahren und an den knifflig zu fahrenden Stellen stets in die Führung fahren. Zehn Kilometer vor dem Ziel ging dann – wie erwartet – die Post ab. Einzelne Fahrer konnten der Tempoverschärfung nicht standhalten, flogen weg. Der Hecht trennte sich vom Karpfen! Mit ordentlich Schmoch fuhren wir dem Schlussanstieg nach Dahlenberg zu. Mit Vorjahressieger Thomas Hauff – der die Lage und die Konkurrenten checkte und wusste, dass es jetzt bis zum Ziel nur noch acht Kilometer sind – in der Spitze fahrend, wollte ich die letzte Welle von vorn aus hochfahren, in der Hoffnung, nicht abgehangen zu werden. Doch, dann passierte das, was ich nicht wollte: Ich, der ob seines Kampfgewichtes von 94 kg Berge zum Radfahren verflucht, wurde durchgereicht. Binnen weniger Sekunden verlor ich gefühlte 100 Plätze. Ich fand mich an Position 55 wieder. Der Drops war geluscht! Ich hoffte nur noch, dass Holger Bock und Harty Hartkopf den letzten Anstieg gut gerockt sind und sich vorn einordnen. Unser Plan ging auf. Na ja, nicht ganz! Mit Highspeed ging es von Dahlenberg nach Trossin. Mehrere kleine Attacken wurden gefahren, doch keiner konnte sich aus der 42 Mann umfassenden Spitzengruppe lösen. Außer Stefan Räth vom Berlin Racing Team TSC, der rund 100 Meter vor dem Zieltor eine Lücke fand und sich mit einem fulminanten Schlussspurt unter dem Beifall der Zuschauer den Sieg sicherte. Um die Plätze zwei und drei entbrannte ein erbitterter Kampf. Mit dabei Isaac-Fahrer Bock, der sich um 5 Zentimeter geschlagen geben musste und undankbarer Vierter wurde. Motocrosser Hartkopf, beim Sprint dicke Beine, wurde von einer Top-10-Platzierung bis auf Platz 25 verwiesen. Vater und Sohn Wejda aus Audenhain, die das gesamte Rennen in der Spitzengruppe mitmischten, fuhren wie immer stark – 41. und 27. Platz.
Tja, und ich versuchte, auf den letzten 7000 Metern noch zu retten, was zu retten möglich war, versägte noch ein paar meiner Konkurrenten und finishte nach 1:45,50 Stunden, mit 1:38,7 Minuten Rückstand auf den Sieger. Gut gefahren, aber zufrieden waren meine beiden Mitstreiter Holger und Harty wie auch ich schlussendlich nicht. Denn einer von uns sollte gewinnen und die anderen zwei unter den Top 20 einkommen. Na, dann versuchen wir es halt kommendes Jahr, am 14. September zur vierten Auflage des Sparkassen-Heidedadcups wieder und werden angreifen. In diesem Sinne: Kette rechts!
Platzierungen: – 40 km 1. Robert Scholz (Amino Skin Cycling Team Aachen) 1:04,54; …17. HenriLeuschner (Team Achillessehne Torgau) 1:05,00 – 70 km 1. Stefan Räth (Berlin Raching Team TSC) 1:44,13, …4. Holger Bock (Team Isaac Torgau) 1:44,14, …25. Matthias Hartkopf (MSC Pflückuff) 1:44,16, …27. Janick Wejda 11:44,16,…41. Thomas Wejda (beide SV Audenhain) 1:44,20,… 48. Thomas Manthey (Team Isaac Torgau) 1:45,50,…88. Olaf Herberg (Dommitzsch) 1.53,24, …90. Dirk Scholz (Kanuclub Torgau) 1:53,32, …106. Dietmar Brenne (Dommitzsch) 1:54,11, …146. Udo Jeschke (SSV 1952 Torgau) 1:59,50, …212. Klaus Träger (Torgau) 2:32,59 – 110 km (keine Starter aus der Region) 1. Ronny Lange (Radfabrik.eu Chemnitz) 2:51,24; – 140 km (keine Starter aus der Region) 1. Tillmann Zschekel (RFV Die Löwen Weimar) 3:31,19

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